Hier entsteht für Sie in Kürze etwas

Intervention im Stadtraum Karlsruhe
KUNSTBAUSTELLE: Eine Initiative des Unternehmens VOLKSBAUSTELLE in Kooperation
mit HS Winkler (Berlin, New-York) und Tilman Neuffer (Karlsruhe)
im Rahmen „Statt Verkehr Stadt“ der Bundesstiftung für Baukultur, Berlin

Künstlerische Intervention „Frei-Räume(n)“ zu „Baukultur vor Ort“ zum Thema „Ist Mobilität kultivierbar?“ am 17.10.2011 in Karlsruhe

Baustellen sind derzeit in Karlsruhe Realität: Die Baumaßnahmen für die ‚Kombilösung‘ (und damit Umleitungen, Absperrungen und Schilderwälder) verweisen alle Verkehrsteilnehmer auf unbekannte Wege und lassen sie die Stadt neu entdecken. Für etliche Jahre wird das Improvisierte, das ‚Noch-nicht-Fertige‘, oder anders gesagt: eine zeitlich befristete ‚Baukultur des Übergangs‘ Realität. Dabei entstehen Freiräume, die kein Planer je planen und dessen Auswirkung niemand voraussehen kann. Mit künstlerischen Interventionen wird auf die spezielle Situation in Karlsruhe reagiert. Die Projekte stehen in einem Zusammenhang. Sie sind einerseits temporär und z. T. in Hinblick auf den Spaziergang „Baukultur vor Ort“ am 17.10.2011 gedacht (Verkehrsschilder/Schilderwald), andererseits aber auch langfristiger und nachhaltiger angelegt (Kunstbaustelle/Volksbaustelle).
Verkehrsschilder: Wer über Egoismen der Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Auto, Zug/Straßenbahn, Radfahrer) im städtischen Raum spricht, vergisst gerne die schwächsten: die Tiere. Igel, Schnecken, Kröten oder Kühe: Sie alle haben als Verkehrsteilnehmer kaum eine Lobby. Um diesem Umstand abzuhelfen, werden an ausgewählten Orten folgende Verkehrszeichen installiert:

A. Installation von Verkehrsschild „Achtung Krötenwanderung, Bitte langsam fahren“ statt Verkehrsschild „Fahrradstraße“ an Kreuzung Lamm-/Erbprinzenstraße. Die Richtung der Krötenwanderung ist rechts (d.h. vom Naturkundemuseum weg). Installation von Verkehrsschild „Achtung Krötenwanderung, Bitte langsam fahren“ statt Verkehrsschild „Fahrradstraße“ an Kreuzung Ritter-/Erbprinzenstraße. Die Richtung der Krötenwanderung ist nach rechts (d.h. zum Naturkunde-museum).
Installation des Verkehrszeichens Nr. 39 (Achtung Kuh) an Kriegsstraße (rechte Seite, Höhe K-Point), oberhalb des Parkschilds.

Schilderwald / öffentlicher Kunstraum:
A. Ca. 50 Schilder (Achtung Baustelle) werden auf die Fußgängerbrücke Richtung Ritterstraße über die Kriegsstraße in loser Folge gestellt. Die Schilder werden von beiden Fahrtrichtungen der Kriegsstraße einsehbar sein. Es entsteht eine Raumskulptur, eine eigenständige Installation über dem rauschenden Verkehr, die die Fußgängerbrücke zur Bühne umfunktioniert. Die FußgängerInnen werden so durch ein Spalier von Schildern geführt.
B: Einrichtung der öffentlichen Kunstbaustelle auf der Fußgängerpassage zw. Überführung Lammstraße und Überführung Richtung Ritterstraße parallel zu Kriegsstraße. Die Passage zwischen den Fußgängerbrücken über die Kriegsstraße wird zum öffentlichen Kunstraum erklärt. Die Fußgängerpassage ist ein verkehrsumtoster, unwirtlicher Ort. Dieser Freiraum, ein Produkt der autozentrierten Verkehrsplanung des letzten Jahrhunderts, erstreckt sich
erhaben über den rauschenden Verkehrsströmen der Kriegsstraße. Ein idealer Platz für Kunst in Karlsruhe. Zur Kriegsstraße hin sind 10 unbenützte Blumenkästen aus Waschbeton installiert. Sie sind ideale Vitrinen, um mögliche Installationen z. B. zum Thema Verkehr/Mobilität einzurichten. Wie jede Baustelle birgt auch dieser Ort viele Versprechen: Jeder der 10 Blumenkästen aus Waschbeton wird sich in eine Vitrine für Arbeiten von überregionalen KünstlerInnen verwandeln. In regelmäßigem Turnus werden Bauabschnitte der Öffentlichkeit übergeben und einzelne Arbeiten gezeigt.
Konfliktbilder (Kreidezeichnungen an konfliktreichen Verkehrspunkten): An mehreren neuralgischen Verkehrspunkten in Karlsruhe wird der Installationskünstler HS Winkler die vergänglichen Spuren, die aus dem buchstäblichen Aufeinandertreffen der Egoismen verschiedenster Akteure im öffentlichen Raum entstehen, sichtbar machen, indem er, ähnlich der Unfallaufnahme durch die Polizei, Kreidezeichen auf die Straße anbringt (z. B. Konstellationen Fahrrad/Fahrrad oder Fahrrad/Auto, Straßenbahn etc.). HS Winkler trägt dabei Straßenarbeiteroutfit.

Volksbaustelle:
Zeitersparnis und Komfort sind u. a. entscheidende Gründe für die ‚Kombilösung‘. Um diese Ziele zu erreichen, muss für eine geraume Zeit (in Karlsruhe sind 7 bis 9 Jahre projektiert) auf eben diese verzichtet werden: Durch Baustellen und Umleitungen wird mehr Zeit benötigt, um von A nach B zu kommen und der Komfort ist ebenso eingeschränkt (Lärm und Behinderung der Einkaufmöglichkeiten etc.). Jegliche große Infrastrukturmaßnahme verspricht eine bessere Zukunft zunächst durch ihr Gegenteil. Kommen dann auch noch signifikante Bauverzögerungen hinzu, wie jetzt in Karlsruhe der Fall, bedarf es eines neuen Gemeinschaftsgefühls und neuen Bürgersinns. Daher werden für den 17. Oktober die BürgerInnen von Karlsruhe aufgerufen, sich aktiv ins Baugeschehen einzubringen und sich an einer ‚Volksbaustelle‘ zu beteiligen, damit alle schneller (oder ‚wie geplant‘ (s. o.)) in den Genuss von Zeitersparnis und Komfort kommen. Per Anzeigen, Plakate, Flugblätter, Internet, Twitter, facebook und Printmedien werden die BürgerInnen aufgefordert, an diesem Tag aktiv zu werden und sich zu einer noch festzulegenden Zeit mit Baugeräten (Schaufeln, Spaten, Schubkarren etc.) an einer der großen Baustellen (z. B. an der Baustelle ‚Durlacher Tor‘) einzufinden. Bürgerbeteiligung, neuerdings politisch gewollt, wird hierbei konkret und fördert die Akzeptanz dieses großen, das Leben der ganzen Bürgerschaft stark beeinflussenden Vorhabens. Das Unternehmen ‚Volksbaustelle‘ macht das Projekt ‚Kombilösung‘ zu dem ihrer Bewohner: Karlsruher BürgerInnen räumen die Baustellen frei von Verzagtheiten, Verzögerungen und Verschiebungen. Sie machen mobil, damit sie morgen mobiler sind.

 

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Fotogalerie: Intervention im Stadtraum Karlsruhe

 

Links

Webseite von Hans Hs Winkler: http://www.hswinkler.de
Webseite der Initiative „Unternehmen Volksbaustelle“: http://volksbaustelle.de